Nachruf Erich Scholz

Nov
22
2013

Am Mittwoch, dem 13.November 2013, verstarb im Alter von 87 Jahren der Ehrenvorsitzende des ehemaligen Kyffhäuserkreis-Fußballausschusses, Sportfreund Erich Scholz.

 

Geboren am 29.März 1926, wuchs er in Mönchpfiffel auf, überlebte den Kriegseinsatz ebenso wie die Gefangenschaft in den berüchtigten Rheinwiesenlagern. Neben seinem beruflichen wie privaten Werdegang prägte der Fußball das Leben Erich Scholz’. Nicht nur als Spieler war er begeistert vom „runden Leder“, auch als höherklassiger Schiedsrichter und vor allem als Ehrenamtlicher wurde er zu einer Institution.

Mit der Gründung des Kreises Artern 1952 und dem Aufbau geordneter Strukturen im Fußball begann ein wohl einmaliger Werdegang. Als Staffelleiter im Männerbereich wurde er erster Spielausschuss-Vorsitzender im neuen KFA Artern. Nur wenig später übernahm Erich Scholz den Vorsitz im KFA und übte diese Funktion ohne Unterbrechung über 55 Jahre aus, etwas, was man sich nur schwer vor Augen führen kann. Als „das Wunder von Bern“ geschah, führte Erich Scholz schon den KFA, und kurz nachdem er den Vorsitz abgegeben hatte, wurde Deutschland 2008 in Wien Vize-Europameister.

Er brachte den Fußball auf den Weg. Er trug Verantwortung für Klassen- und Staffeleinteilungen, die vollkommen neu waren. Ob 1.Kreisklasse, Reservemannschaften, 2.Kreisklasse oder Alte Herren, ob Schüler, Jugend, später Kinder, Knaben und Junioren, ob Pionier-, FDJ- oder FDGB-Pokal, alles entstand erst unter seiner Führung. Regelungen für Auf- und Abstieg, alles musste erst geschaffen werden und wurde oft so geschaffen, dass es vorbildlich wurde. Und das zu einer Zeit, als Lederfußbälle noch Mangelware waren, Samstag gearbeitet wurde und selbst „gute“ Fußballschuhe eine Rarität waren. Manch einer kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie Spielpläne OHNE Internet erstellt und verteilt wurden, wie Schiedsrichter OHNE Handy bzw. Telefon von ihren Ansetzungen informiert wurden und pünktlich zur Stelle waren. Das alles schuf Erich Scholz mit seinen Mitstreitern. Wenn diese auch wechselten, konstant blieb Erich Scholz. Seine Arbeit wurde gewürdigt. So war er in Halle ein angesehenes und gefragtes Mitglied im Bezirksfachausschuss Fußball. Aber fast noch mehr würdigten ihn die Vereine und Spieler im Kreis. Wenn er sich ein Spiel anschaute, begrüßten ihn Spieler, Schiedsrichter, Funktionäre und Zuschauer gleichermaßen, über Generationen hinweg.

Als mit der politischen Wende und dem Ende der DDR eine Umgestaltung für den Kreisfußball anstand, die durchaus mit dem Aufbau in den fünfziger Jahren vergleichbar war, war er weiter zur Stelle. Der stark an Halle ausgerichtete Kreisfußball in Artern kam im Zuge der Neustrukturierung zum Land Thüringen und dem aus den ehemaligen Bezirken Erfurt, Gera und Suhl neu entstandenen Thüringer Fußball-Verband. Der KFA Artern musste neue Strukturen schaffen, statt Spielen in Richtung Sangerhausen und Querfurt ging es nun in Richtung Sömmerda, Erfurt, Sondershausen. Im Vorstand des TFV lernte man seinen Sachverstand und seine Regelkunde schnell schätzen. Und als nur vier Jahre später die Kreise auch im Fußball neu geordnet wurden, war es wieder Erich Scholz, der als Vorsitzender des neuen Kyffhäuserkreis-Fußballausschusses neue Strukturen auf den Weg  und zwei Kreise wirklich zusammenbrachte. Nun gab es Hallenmeisterschaften und sogar eine Frauenliga, etwas, woran 1952 niemand gedacht hätte.

Bis zum 16.Februar 2008 führte Erich Scholz „seinen“ KFA, penibel, streng und gerecht. „Weil es so geschrieben steht…“ war seine Antwort für alle, die sich wunderten, warum etwas nicht anders entschieden wurde. Selbst als nunmehriger Ehrenvorsitzender des KKFA nahm er weiter regen Anteil am Vorstandsleben, ohne als altkluger Übervater zu wirken. Wenn man ihn um seinen Rat bat, half er gerne, aber Einmischen war nicht seine Sache. Letztmalig gefragt war Erich Scholz beim Zusammenschluss der Fußballkreise zum KFA Nordthüringen. Auch diesen, seinen nunmehr vierten „Neuanfang“ im Fußball, brachte er noch mit auf den Weg.

Danach wurde es ruhiger um Erich Scholz, seine Besuche auf den Fußballplätzen seltener. Nun ist sein Einsatz für den Fußball endgültig beendet, nach über 60 Jahren für den Fußball. All die Ehrungen und Auszeichnungen aufzuzählen, die er erhalten hatte, würde ihm nicht gerecht werden. Er tat es um des Fußballs Willen. Wenn heute oft vom Ehrenamt die Rede ist, so fließt meist Geld, umsonst ist das Ehrenamt heute auch nicht mehr zu haben. Erich hat dies nie in Anspruch genommen, ihm war am Fußball gelegen, nicht an Geld, Ruhm oder Ehre. Er lebte für den Fußball. Sein Leben für den Fußball hat nun ein Ende. Behalten wir ihn und das, wofür er stand, in Erinnerung bei allem, was der Fußball uns noch bringen wird.

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